Impulse aus dem Kindergarten: Was Unternehmen von Kindern für einen erfolgreichen Kulturwandel lernen können.

September 29, 2018
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September 29, 2018 admin

Impulse aus dem Kindergarten: Was Unternehmen von Kindern für einen erfolgreichen Kulturwandel lernen können.

Sei kreativ, lerne dazu und löse Herausforderungen möglichst selbstständig: Als Eltern versuchen wir unseren Kindern so einiges beizubringen. Heute drehen wir den Spieß um und lernen von ihnen! Unglaublich aber wahr: Von den Kleinsten unter uns können wir mehr für die Lösung aktueller Herausforderungen in Unternehmen mitnehmen als auf den ersten Blick ersichtlich.

Als Kinder haben wir erstaunliche Dinge geleistet: Wir lernten zu laufen, kreativ zu malen und zu basteln, haben durch zuhören Sprechen gelernt und alles hinterfragt was für uns unlogisch war. Interessant dabei ist, dass dies nach der Studie „SKILL SHIFT“ des McKinsey Instituts exakt die Fähigkeiten sind, welche die kommenden Jahre überproportional an Bedeutung gewinnen: Kreativität, kritisches Denken, Treffen von Entscheidungen und die Verarbeitung komplexer Informationen. Dies fordert einen kulturellen Wandel in vielen Unternehmen.

Die VUCA Welt durch die Augen eines Kindes.

Fortschreitende Digitalisierung hat eine relativ simple Gegebenheit zur Folge: Alles was aus dem Analogen ins Digitale überführt wird unterliegt Moors Law und somit keinem linearen, sondern einem exponentiellen Wachstum. Wir alle können ziemlich genau vorhersagen, wo wir nach 30 normalen (linearen) Schritten stehen. Bei 30 exponentiellen Schritten (1–2–4–8–16–32–64-…) sieht die Welt schon anders aus!

Die Folge daraus ist Volatilität (engl. Volatility), Unsicherheit (engl. Uncertainty), Komplexität (engl. Complexity) und Mehrdeutigkeit (engl. Ambiguity), oder kurz VUCA.

Doch ist VUCA für uns wirklich etwas Neues?

Gehen wir zurück in die Zeit, in der wir laufen lernten. Ich kann mir wenige Situationen vorstellen, die für mich mehr VUCA sind! Kleinkinder leben permanent in einer Welt voller VUCA, aber meistern diese souverän. Was hat sich beim Heranwachsen verändert?

It´s all about the (Growth) Mindset.

Während wir Aufwachsen haben wir mit vielen Herausforderungen und Rückschlägen zu kämpfen. Wir werden geprägt durch Schule, Familie, unser soziales Umfeld und viele weitere Einflüsse. Genau hier liegt oft der Quell der Veränderung. Wir werden vorsichtiger, gehen weniger Risiken ein, probieren weniger aus, sehen Scheitern als etwas Negatives und lernen uns zu fügen. Dies war im Zuge der vergangenen industriellen Revolutionen per se nichts Negatives. Schließlich war es wichtig Anweisungen zu befolgen, effektiv wiederkehrende Aufgaben zu erfüllen (bsp. Fließbandarbeit) und erlerntes Wissen anzuwenden.

Dabei entsteht ein hohes Risiko in ein sogenanntes „Fixed Mindset“ zu verfallen. Dabei glauben Menschen, dass ihre grundlegenden Qualitäten -wie ihre Intelligenz oder ihr Talent- feste Eigenschaften sind, die nicht von ihnen verändert werden können. Sie verbringen ihre Zeit damit diese zu dokumentieren, anstatt sie zu entwickeln.

Die Herausforderung ist nun, dass diese Anforderungen in einer VUCA Welt immer mehr an Bedeutung verlieren und andere Denkmuster gefragt sind. Auf dem Weg zu einem „Growth Mindset“ müssen diese gewohnten Muster abgelegt werden, um Platz für Neues zu schaffen. Ein „Growth Mindset“ zeichnet sich dadurch aus, dass grundlegendste Fähigkeiten durch Engagement und harte Arbeit entwickelt werden können — Gehirn und Talente sind nur der Ausgangspunkt. Diese Sichtweise schafft eine Leidenschaft zum Lernen und eine Belastbarkeit, die für große Leistungen unerlässlich ist.

„Das größte Geschenk, das Eltern ihren Kindern machen können, ist, ihnen beizubringen, Herausforderungen zu lieben, von Fehlern fasziniert zu sein, Anstrengungen zu genießen und beständig zu lernen“

rät Carol S. Dweck, Autorin des Bestsellers „Mindset“. Dieser Rat ist ebenso passend für die Schaffung einer lernenden, agilen Organisation, welche gut für die VUCA Welt gerüstet ist.

Das Trotzverhalten von Kindern.

Ich persönlich kenne kein Kind, das sich nicht hin und wieder über die Anweisungen seiner Eltern hinwegsetzt, oder diese sogar ganz bewusst umgeht. Als Eltern ist es eine knifflige Aufgabe herauszufinden, warum sich ihre Kinder so verhalten. Erst wenn eine aufgestellte Regel für Kinder letztendlich Sinn macht, stehen die Chancen wesentlich besser, dass diese auch befolgt werden. Solange versuchen Eltern oft, das Verhalten ihrer Kinder nach Außen so gut wie möglich zu verbergen und „gute Miene zum bösen Spiel“ zu machen.

Hier entstehen erstaunliche Ansätze für die Kulturveränderung in Unternehmen. Frank Ibold, Stefan Kühl und Kai Matthiesen beschreiben drei verschiedene Seiten, die bei der Veränderung einer Organisation und deren Kultur berücksichtigt werden müssen:

– Die Schauseite: Dient der externen und internen Selbstdarstellung.

– Die formale Seite: Besteht aus den für die Mitarbeiter verbindlichen Strukturen und Prozessen.

– Die informale Seite: Hier handelt es sich um die abweichende Praxis, also was wirklich passiert.

Logisch ist hierbei, dass ein reiner Fokus auf die Schauseite wenig echte Veränderung hervorruft. Wenn Eltern das Verhalten ihrer Kinder lediglich schönreden, um den Schein zu wahren, tut sich wenig. Ähnlich ist dies in Unternehmen.

Interessanter wird es, wenn der Zusammenhang zwischen formaler und informaler Seite genauer betrachtet wird: Wird eine Änderung auf der formalen Seite eingeführt ergeben sich automatisch Ausweichbewegungen auf der informalen Seite die sich nicht vorhersehen lassen. Ähnlich wie bei Kindern wird erst der Sinn und die Notwendigkeit der Änderung hinterfragt und dann entsprechend reagiert. Hier können sehr kreative Umgangsformen mit Regeln entstehen.

Nun beginnt auch in Unternehmen die knifflige Aufgabe, herauszufinden was diese Ausweichbewegungen verursacht und immer wieder nachzuschärfen. Klar ist auf jeden Fall: Wie bei Kindern müssen zuerst die Regeln (Organisation) geprüft und geändert werden bevor sich das Verhalten (Kultur) ändert. Und vergessen Sie nicht das „Warum?“ zu beantworten!

Spielplätze als Vorbild.

Spielplätze sind nach Alissia und Kimo Quaintance von IQ Gemini einer der ersten Orte, an dem Kinder Risiken eingehen können um daraus zu lernen. Gute Spielplätze haben eine Besonderheit: Sie ermöglichen Kindern aller Art eine Möglichkeit mit Freude zu Spielen und bieten gezielt Ausweichsituationen an, wenn ein Risiko plötzlich doch zu groß erscheint. Wenn Max auf dem Klettergerüst vor der Rutsche steht und diese doch zu bedrohlich scheint, hat er immer noch die Möglichkeit einen anderen Weg zu wählen ohne zu scheitern. In solch einem System entsteht Kreativität im Spiel. Erst wenn eine Situation unlösbar scheint, wird kreativ nach anderen Routen gesucht.

Gute Klettergerüste können uns auf dem Weg zu einer neuen Unternehmenskultur ein wertvolles Vorbild sein. Mitarbeiter und Führungskräfte sind -wie Kinder auf dem Spielplatz- sehr individuell. Wichtig ist es, dass alle die Möglichkeit haben, in einem psychologisch sicheren Raum teilzuhaben, sich Ausprobieren und Fehler machen können, um gemeinsam zu lernen und zu wachsen. Jeder Einzelne muss die Möglichkeit haben, vor seiner persönlichen Rutsche zu stehen, seinen Sinn zu finden und kreative Wege zu gehen um zu lernen und zu innovieren. Jeder muss mitspielen dürfen, sonst fühlen sich einzelne übergangen und spielen anderswo weiter!

Führungskräfte haben auf diesem Weg -wie gute Eltern- die Aufgabe, als „Servant Leader“ Hindernisse der Selbstentfaltung aus dem Weg zu räumen, und eine möglichst positive Entwicklung ihrer Schützlinge zu ermöglichen. Bewirkt ein Pfad auf dem Unternehmens-Klettergerüst eine wirklich negative Ausweichbewegung kann die Formalseite angepasst und eine Alternative gefunden werden. Dies ist für mich ein gemeinsamer Weg aller Beteiligten im Unternehmen.

Die Reise vieler Unternehmen auf dem Weg durch die VUCA Welt hat gerade erst begonnen. Unsere gemeinsame Reise in die Kindheit ist hier für heute zu Ende, doch eigentlich geht es jetzt erst richtig los! Lassen Sie uns gemeinsam weiter von unseren Kindern lernen, Systeme anstatt isolierter Prozesse zur Veränderung von Kultur installieren und unsere Unternehmen für alle positiv gestalten. Schließlich geht es hierbei um nicht weniger als das Wertvollste in Unternehmen:

Die Menschen.

Es heißt also auch im Unternehmenskontext nicht umsonst: Kinder sind unsere Zukunft!

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